Der Bewerbungsprozess im Investment Banking / M&A

Wie schafft man es ins Investment Banking / M&A?

Ein Gastbeitrag von Alex Bergen

Investment Banker kennt man aus Filmen wie Wall Street – sie arbeiten an großen Deals, verdienen sehr viel Geld und sind gierig! Doch ist es wirklich so? In diesem Artikel soll es darum gehen, Investment Banking zu de-mystifizieren und dir einen Weg aufzuzeigen wie du es ins Investment Banking / M&A schaffst. Mit Investment Banking ist M&A gemeint, nicht wie häufig verwechselt wird Capital Markets / Sales & Trading.

Investment Banking ist in erster Linie ein ganz normaler Beruf ist. Es geht bei M&A darum eine Vermittlerrolle einzunehmen um Käufer und Verkäufer zusammenzubringen. Der Unterschied zu anderen Vermittlerrollen ist allerdings, dass die Deal-Volumen in höhere Millionen und Milliarden Beträge gehen und die Provisionen sowie die Gehälter und Boni für die Banker deshalb hoch ausfallen.

Allerdings ist Investment Banking in der Realität anders als in den Filmen dargestellt wird – und das um so mehr seit der Finanzkrise, welche nun schon 10 Jahre zurückliegt.

Häufig merken Studenten erst sehr spät, dass sie sich fürs Investment Banking / M&A interessieren, weil sie im Abitur oder in den ersten Semestern noch nie etwas darüber gehört haben und Eltern, Lehrer und Professoren nichts davon wissen oder im Freundeskreis keiner in solchen Jobs arbeitet.

Doch was ist dran am Investment Banking und warum wollen es immer noch so viele Studenten machen?

Das was viele ambitionierte Studenten antreibt ist, dass sie kein normales 9/5 Leben führen wollen. Das assoziieren viele mit Frustration und magerem Einkommen. Sie haben höhere Ansprüche an ihr Leben und wollen in ihren 20-ern hart arbeiten, damit sie in ihren 30-igern bereits viel Erfolg, Prestige und ein volles Bankkonto haben. Investment Banking ist dabei ein Sprungbrett und ermöglicht bereits Einsteigern ein Gehalt von bis zu 100.000€ inkl. Bonus im ersten Jahr.

Neben diesen Ansprüchen an sich selbst, geht es auch darum an großen Deals arbeiten zu können und Präsentationen für CEOs und CFOs oder Private Equity Partner vorzubereiten. Außerdem baut man sich über die Zeit ein starkes Netzwerk auf. Denn die Kollegen sind ebenfalls ambitionierte und intelligente Persönlichkeiten. Dies liegt insbesondere an der harten Selektion in den Bewerbungsgesprächen. Es kommt keiner rein, der nur null-acht-fünfzehn studiert. Viele, die im Investment Banking arbeiten, kommen von den typischen Targetunis im deutschsprachigen Raum wie St. Gallen, WHU, FS, EBS und Mannheim sowie den führenden UK Unis wie LSE, LBS, Imperial, Kings, Oxford und Cambridge. Aber mit der richtigen Vorbereitung kann man auch ins Investment Banking gelangen, wenn man an einer weniger bekannten Uni oder FH studiert.

Wie gelangt man allerdings an einen solch heiß begehrten Job? Der Bewerbungsprozess ist sehr hart und viele scheitern bereits daran, dass sie ihren Lebenslauf nicht richtig anfertigen oder, weil sie sich nicht richtig vorbereiten. Viele der Interviewfragen lernt man nicht unbedingt im Studium oder in einem MBA.

Hier sind ein paar Beispiele von Fragen aus Investment Banking Interviews, um einen ersten Eindruck der typischen Interview Fragen zu geben:

Häufig beginnt ein Interview mit Fit Fragen:

  • Kannst du mich kurz durch deinen Lebenslauf führen, aber bitte auf ENGLISCH!
  • Was war deine Motivation dich bei uns und nicht einem Wettbewerber zu bewerben?
  • Warum M&A?

Danach geht man über in technische Fragen:

  • Wie verläuft ein M&A Sell Side Prozess?
  • Führe mich durch ein DCF / LBO
  • Wie berechnet man den Free Cash Flow?
  • Welche Bewertungsform führt zur höchsten Bewertung?
  • Bridge von Enterprise Value zu Equity Value
  • Wie berechnet man das WACC?
  • Warum haben Retailer häufig ein negatives Net Working Capital?
  • Wie hängen die drei Statements miteinander zusammen?
  • Was passiert mit allen drei Statements wenn sich D&A um 10 Mio. € erhöht?
Über den Autor

Alex Bergen hat an der Universität Mannheim und an der Frankfurt School of Finance & Management studiert und als Investment Banker in Frankfurt und London gearbeitet. In dieser Zeit hat er diverse M&A, Leveraged Finance und ECM Projekte begleitet. Er ist Gründer der M&Academy, einer Online-Plattform, die auf den Einstieg ins Investment Banking vorbereitet, sowie einer Facebook-Gruppe zum Thema.

Dort geht es neben Investment Banking auch um andere Bereiche wie Private Equity, Venture Capital, ECM, DCM, Leverage Finance und Corporate Development.

Außerdem bietet er einen kostenlosen Online Kurs „Der passende Lebenslauf fürs Investment Banking“ an, in dem er zeigt, wie man seinen Lebenslauf optimal für die Bewerbung im Investment Banking strukturiert.

Danach kommt es zu Brainteasern, Mathefragen und sonstigen Fragen:

  1. Was ist die Wurzel aus 30 mit zwei Dezimalstellen?
  2. Was ist 99 mal 99?
  3. Was sind deine Lieblings Excel / Powerpoint Shortcuts

Und am Ende des Interviews muss der Bewerber dem Interviewpartner Fragen stellen.

Viele denken am Anfang, wenn es um M&A geht nur an Goldman Sachs, Morgan Stanley, JP Morgan und andere Tier 1 Player, die den M&A Markt dominieren. Die Prozesse um dort ein Praktikum oder Full-time Offer zu bekommen sind häufig sehr kompetitiv.

Dabei muss man den Einstieg häufig über kleinere Boutiquen in den ersten Semestern machen. Die Arbeit bei den kleineren Boutiquen unterscheidet sich nicht sonderlich von der Arbeit bei den größeren Banken, da die Partner von kleineren Boutiquen häufig bei den größeren Banken gearbeitet haben und sich danach mit einer Investment Banking Boutique selbstständig machen.